

Also so genau weiß ich das alles gar nicht mehr. Es muss in den 70er-Jahren gewesen sein, als bei jedem zweiten Europa-Cup-Spiel Bilder von englischen Fans durch die Medien gingen, die irgendwo in Europa vermummt Stadtsanierungsmaßnahmen vorgenommen hatten. Durch die Luft fliegende Tische und Stühle, Rauch, Polizisten mit Schlagstöcken und dazu die genervten Kommentare meines merkwürdigen Vaters, der es nie verwunden hatte, dass die Briten den Krieg gewonnen hatten. Da muss, als kleiner Junge – gleichsam aus einer gewissen Rebellion heraus – meine Begeisterung für den englischen Fußball entstanden sein. Und dann, viele Jahre später, muss es wohl ein Bericht im „aktuellen Sportstudio“ gewesen sein, der mich zu United brachte. Sky gab es noch nicht, Live-Fußball kam nur zu Welt- oder Europameisterschaften und die ARD Sportschau brachte halt die Bundesliga. So, denke ich, war es wohl das Sportstudio Anfang der 90er, wo ich einen Fußballer im roten Trikot mit hochgestelltem Kragen sah. Vermutlich eine kurze Spielzusammenfassung, oder womöglich der letzte

Spieltag mit dem Gewinn der Meisterschaft... ich weiß es nicht mehr. Aber wie dieser Franzose mit seinen seltsamen Ausfallschritten durch die gegnerischen Abwehrspieler marschierte, das Kreuz durchgedrückt und den Kopf hoch erhoben, da war es um mich geschehen.
Von da an versuchte ich alles über diesen Spieler und den Club zu erfahren. Ich schaute jedes Spiel, das irgendwie übertragen wurde und natürlich auch das Match im Mai 1999. Beim 2-1 durch OGS tanzte ich auf dem Küchentisch meiner Studenten-WG in Freiburg und nachdem ich auch noch völlig euphorisiert aus dem Fenster brüllte, drohten mir Nachbarn Schläge an. Es blieb bei den Drohungen – und die Liebe zu dem Club natürlich auch.
One Love, Michael Gösele
