Weil Manchester United mit dem neuen Trainingszentrum in Carrington nicht nur besser wurde, sondern auch ein gutes Geschäft machte
Im Jahr 1999 begann Manchester United, ein neues Trainingsgelände im nur wenige Kilometer vom Old Trafford befindlichen Ort Carrington zu bauen. Das alte, The Cliff, war Alex Ferguson ein Dorn im Auge, fühlte er sich doch bei allem, was er auf dem Gelände oder den Trainingsplätzen tat, von den Medien beobachtet.
Manchmal kam es ihm vor, als wüssten die
Gegner über alles Bescheid, was er in The Cliff mit seinen Assistenztrainern ausgeheckthatte, denn natürlich hatten nicht nur die vielen glücklichen Anhänger des Vereins fast ungehinderten Zugang zu ihren Stars, sondern auch die Spione des Gegners und die Heerscharen von Journalisten, die Tag für Tag ihre Blätter mit Geschichten füttern mussten und dies am Cliff auch hervorragend machen konnten.
Carrington hingegen konnte exakt nach den Vorstellungen Fergusons gebaut werden:
Auf einer Fläche von 440.000 Quadratmeter entstanden 14 Fußballplätze, ein Medical Center
und ein sogenanntes Sports Science Department, also eine Abteilung für Sportwissenschaften. Dazu ein mit Kunstrasen belegter Hallenplatz von der Größe eines richtigen Fußballfeldes und ein separates Gelände nur für die Torwartausbildung. Aber so etwas ist heute wohl üblich bei großen Clubs und eigentlich kaum noch der Rede Alex Ferguson hatte aber noch ganz andere Pläne. Um seine wirklich größten Feinde fortan draußen zu halten – und damit sind nicht Arsène Wenger oder Rafael Benítez gemeint, sondern die »Ficker von den Medien« –, ließ der Manager einen 2,4 Kilometer langen Sicherheitszaun mit Beobachtungskameras installieren und 30 Bäume pflanzen, die das Areal noch schwerer zugänglich beziehungsweise einsehbar machen sollten. Auch die Einfahrten und Eingänge zu dem Gelände wurden so angeordnet, dass man von diesen Stellen aus ebenfalls nichts sehen konnte. Sicherheitspersonal überprüft außerdem regelmäßig, ob auf dem Gelände moderne Überwachungstechnologie unbefugter Personen installiert worden ist – Insider munkeln, dass dank Alex Ferguson noch nicht einmal die amerikanische NSA Zugriff auf Carrington habe. Und das alles nur, weil Ferguson endlich die ungeliebten
ungeliebten Journalisten vom Pelz hatte.
Im Jahr 2013 wurde das Carrington-Trainingszentrum zum Aon Training Complex umgetauft. Für acht Jahre zumindest. Aon hat hierfür 180 Millionen Pfund bezahlt – nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass der Bau insgesamt gerade einmal 60 Millionen Pfund gekostet hat. Und wenn man sich dann auch noch vor Augen hält, dass Aon letztlich für etwas bezahlt, was eigentlich gar keiner sehen darf …
Autor Michael Gösele
aus dem Buch
111 Gründe
Manchester United
zu lieben